Interview zum Abschied mit Julian Sengelmann

Julian Sengelmann

 

Wir an St. Katharinen hatten die Freude, über 3 ½ Jahre das Multitalent Julian Sengelmann als Vikar bei uns zu haben. Nach dem Theologie-Studium schließt sich diese praktische Ausbildungsphase zum Pastor an. Julian ist einer der Ersten, der diese Phase im Ehrenamt nebenberuflich absolviert hat. Volles Engagement, so kann man seinen Einsatz für unsere Gemeinde wohl zusammenfassen. Wir sind alle sehr dankbar für seine Zeit und Energie und stellen ihm zum Abschied nochmal ein paar Fragen…

 

Lieber Julian, 3 ½ Jahre warst Du Vikar an St. Katharinen. Jetzt hast Du das Zweite Theologische Examen bestanden und damit die lange Ausbildung zum Pastor abgeschlossen. Darum die knifflige Frage: Was war Dein prägnantestes Learning aus Deiner Zeit an St. Katharinen?

Das ist tatsächlich eine schwierige Frage, weil ich so viele ganz unterschiedliche Dinge machen und erleben durfte. Drei Learnings würden mir spontan einfallen: Kommunikation ist alles.

Kirche für die Zukunft in der Gegenwart ist eine zwischen Tradition und Innovation, aber vor allem eine, die ein Ohr für Menschen hat. Allein schon, weil Glaubensfragen immer Lebensfragen sind.

Wir machen wirklich ganz viel auch (schon) ganz toll – das vergessen wir nur manchmal.

 

Was wird Dir am meisten fehlen an diesem Ort St. Katharinen?

Ich befürchte, so viel Platz haben wir hier nicht … Die Menschen, die Kirche, die Musiken, die Mitarbeitenden, die Atmosphäre, die Gottesdienste, der manchmal ganz schön anstrengende Wahnsinn und natürlich auch ‚meine‘ Jugendgruppe … Und so viel mehr.

 

Du hast viele Rollen: Vater, Ehemann, Sohn, Freund, Pastor, Doktorand, Schauspieler, Sprecher, Musiker, Buchautor… Du bist das vermutlich schon unzählige Male gefragt worden, aber es ist immer wieder interessant: Wie kriegst Du das alles unter einen Hut?

Ganz profan: Ich habe einfach einen sehr gut organisierten Kalender und versuche, nicht zu wenig zu schlafen. Und ich kann mich in sehr verdichteter Zeit in viele Themen ‚reinsteigern‘. Viel existenzieller: Ich hab das Glück, dass ich wirklich wunderbare Menschen um mich habe, die mir den Rücken freihalten und – wie in STKA auch – sich darauf einlassen, dass ich trotz all der unterschiedlichen Hüte ein Teil ihrer (beruflichen) Sphäre sein darf. Ach ja – und Kaffee natürlich.

 

Kaum hast Du das Zweite Examen bestanden, stand für Dich schon das nächste Highlight an: Dein neues Buch heißt „Glaube ja, Kirche nein? Warum die Kirche sich verändern muss“, es wurde Mitte Mai veröffentlicht. Wie bist Du auf das Thema gekommen und wie meinst Du diesen provokanten Titel?

Das Buch handelt von den umfassenden Veränderungen, die uns als große Geschwisterkirchen in den kommenden Jahren bevorstehen. Und die resultieren eben auch – und nicht ganz unwesentlich – aus dem Satz, den ich und wahrscheinlich alle meine Kollegen*innen immer wieder nachts auf Partys hören: „Ich glaube natürlich, aber dafür brauche ich die Kirche nicht!“ Diese nächtlichen Begegnungen mit all den betrunkenen, aber sehr ehrlichen Anfragen habe ich mir zu Herzen genommen und versucht zu beantworten. Und dass Kirche sich verändern muss, sollte uns als Protestanten ja eigentlich ins Herz tätowiert sein.

 

Du bleibst der Kirche ja treu. Wie geht es jetzt für Dich als Pastor weiter?

Ich beginne ab 1.6. eine 50%-Stelle, die es so noch nicht gibt. Sie trägt den Arbeitstitel „Junge Kirche in der inneren Stadt“ und ist an St. Georg angedockt. Und es geht darum im Bereich der Innenstadt neue Ideen von Kirche mit jungen und junggeblieben Menschen zu entwickeln. Und das Schöne ist ja, dass Katharinen ja auch ein Teil dieses Projekts ist.. Meine Lieblingskirche ist also nicht aus der Welt für mich.

 

Lieber Julian, wir werden Dich sehr vermissen! Du weißt, wo Du uns findest – komm uns bald einmal besuchen!

Und ich euch erst…!

 

Die Hauptkirche St. Katharinen ist ein Ort der Ruhe inmitten einer lauten Stadt.
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