St. Katharinen von 1250 bis heute

Die Hauptkirche St. Katharinen ist die dritte in der Reihe der fünf Gemeindekirchen des alten Hamburgs, die bis heute die Ansicht der Freien und Hansestadt prägen. Sie wurde Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet, als durch Eindeichung der Stadt neue Gebiete gewonnen wurden. Die Schiffbauer und die Bierbrauer wohnten hier; später lebten im Katharinenviertel vor allem wohlhabende Kaufleute, darunter viele holländische Religionsflüchtlinge.
Die alte Kirche wurde in der Nacht vom 29. auf den 30. Juli 1943 im Feuersturm alliierter Bombenangriffe [»Operation Gomorrha«] schwer beschädigt, auch die reiche Innenausstattung verbrannte. Das Äußere konnte nach alten Plänen zwischen 1950 und 1956 wiederhergestellt werden.

Die Gemeinde, die schon 1890 für die Gründung des Freihafens mit der Speicherstadt die Brookinsel räumen musste und damals mehr als 20.000 Menschen verlor, schrumpfte durch die Kriegsfolgen und spätere Stadtplanungsmaßnahmen weiter zusammen. Durch den Bau der neuen HafenCity im letzten Jahrzehnt ist St. Katharinen wieder mehr in die Mitte der Stadt gerückt und hat ihr lebendiges Umfeld zurückgewonnen. Das Gemeindegebiet umfasst Teile der Hamburger Altstadt, das Weltkulturerbe Speicherstadt und die Hafencity von der Elbphilharmonie bis zu den Elbbrücken.

Jedoch war die bestehende Bausubstanz der Kirche durch weitreichende bauliche Mängel stark gefährdet. Im Jahr 2007 entschloss sich die Gemeinde eine Generalsanierung des Gotteshauses zu beginnen, welche durch eine Vielzahl von engagierten Spendern, sowie durch öffentliche Fördermittel realisiert werden konnte. Am 1. Advent 2012 feierte die Katharinen-Gemeinde die Wiedereröffnung der für rund 23 Millionen Euro sanierten Kirche. In diesem Zuge wurde auch eine neue Orgel installiert.

 

 

Wenn Steine reden könnten

Wenn Steine reden könnten bräuchten die Katharinen-Mauern mehr als 1001 Nacht, um all ihre Geschichten zu erzählen. Seit über 760 Jahren steht St. Katharinen am Hafen und bezeugt die wechselvolle deutsche und Hamburger Geschichte:

 

Sie erlebte neben vielem anderen die erste reformatorische Predigt Hamburgs im 16. Jahrhundert, das denkwürdige Konzert Johann Sebastian Bachs zu Beginn des 18. Jahrhunderts und den großen Fragmentenstreit zwischen Hauptpastor Johann Melchior Goeze und Gotthold Ephraim Lessing in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Bei dem Streit handelte es sich um die bedeutendste theologische Auseinandersetzung des 18. Jahrhunderts in Deutschland und der wohl wichtigsten Kontroverse zwischen der Aufklärung und der orthodoxen lutherischen Theologie - sie gipfelte in Lessings letztem Drama „Nathan der Weise“.

 

St. Katharinen überstand die französische Besatzung Anfang des 19. Jahrhunderts, als sie den napoleonischen Truppen als Pferdestall diente, die „Operation Gomorrha“ 1943, die bis dahin schwersten Luftangriffe in der Geschichte des Krieges, die die Kirche stark getroffen haben und tagelang ausbrennen ließen sowie die große Sturmflut von 1962, an deren Höchststände bis heute Flutmarken im Innenraum erinnern.

 

Und über 750 Jahre nach ihrer Gründung, im Jahr 2004, durfte sich St. Katharinen mit der Ernennung der heutigen Hauptpastorin und Pröpstin Dr. Ulrike Murmann darüber freuen, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Hamburger Hauptkirchen eine Frau dieses Amt erhielt.

 

Menschen, Kriege und Naturgewalten kamen und gingen, St. Katharinen blieb. Ihre Mauern sind durchbetet, atmen Geschichte, nicht zuletzt tausende persönliche Geschichten. Dieses Verbundensein mit dem Vergangenen spürt jeder, der die Kirche betritt. Sich im Hier & Jetzt einem viel größeren Früher zu vergewissern, erdet.

Denkmalschutz & Instandhaltung

Im Oktober 2013 wurde St. Katharinen vom Architekten- und Ingenieurverein Hamburg für die vorbildliche Sanierung ihres Kirchraums mit dem Preis „Bauwerk des Jahres 2012 – Sonderpreis Denkmalpflege“ ausgezeichnet. Genau ein Jahr später, im Oktober 2014, durften wir uns über den „Deutschen Preis für Denkmalschutz 2014“ freuen, die höchste Ehrung, die auf diesem Gebiet national vergeben wird. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz verlieh die Auszeichnung an den Katharinen-Förderverein Bauhütte für sein besonderes Engagement im Rahmen der umfassenden Kirchensanierung.

 

Wir wissen es sehr zu schätzen, für unser Bemühen St. Katharinen zeitgemäß zu bewahren, gleich zwei Preise erhalten zu haben und teilen sie dankbar mit all unseren Sanierungs-Spendern, denn ohne sie wäre alles Wollen nur bloße Theorie geblieben. 2007 mit der großen Sanierung begonnen, konnten wir mit der festlichen Wiedereröffnung der Kirche im Advent 2012 den Großteil der Arbeiten abschließen. Im Juni 2013 feierten wir die Fertigstellung unserer rekonstruierten Barock-Orgel, im Advent 2014 schließlich die Einweihung der sanierten Turmhalle.

 

Doch wenn auch das meiste geschafft ist, bleibt noch vieles offen – und wird einiges wieder neu hinzukommen. Wer für die Instandhaltung eines jahrhundertealten Gebäudes verantwortlich ist weiß, dass er an einer unendlichen Geschichte mitschreibt; aber an einer lohnenswerten mit vielen kleinen und großen „Happy Endings“. Wie 2010/2011, als im Rahmen der Sanierung des Kircheninneren ein mittelalterliches Doppelportal entdeckt wurde, das bisher in keinen Bauzeichnungen oder alten Kirchenunterlagen erwähnt wurde und aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammt. Neben der Bewahrung historischer Überraschungsfunde wie diesem müssen jedoch auch die weniger aufsehenerregenden Maßnahmen angegangen werden. Die Renovierung der Gemeindebüros und die Neueindeckung des Pastoratsdaches sind nur zwei Beispiele für den seit dem Wiederaufbau 1956 angefallenen Sanierungsstau. Ob auf den ersten Blick spannend oder eher profan, jede Reparatur-, Renovierungs- oder Sanierungsmaßnahme dient der Aufrechterhaltung des „Denkmal-Betriebs“.

 

Denn wie schade wäre es, das im Turm befindliche älteste aufgehende MauerwerkHamburgs (Mitte 13. Jh.) nicht der Öffentlichkeit zugänglich zu machen? Was nützte St. Katharinen der Status eines anerkannten Kulturdenkmals nationaler Bedeutung, wenn er nicht mit Leben gefüllt würde?

 

Bei der feierlichen Wiedereröffnung der Kirche am 1. Advent 2012 bezeichnete Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz St. Katharinen als ein „Schmuckstück Hamburgs“.

Für Kirchturm-Liebhaber & Stadtsilhouetten-Freunde

„Kirchtürme sind Ausrufezeichen im Stadtbild“. (Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz)

 

„Die Hauptkirchen gehören „zur Corporate Identity der Hamburger Christen und nicht zuletzt auch vieler Nichtchristen“. (Henning Voscherau).

 

 

„Sie sind „die wahren Zeugen der Geschichte unserer Stadt. Sie sind ein Stück Heimat, ein Ort der Besinnung, der Begegnung, aber auch der Zuflucht. Damit prägen sie nicht nur unser Stadtbild, sondern auch die Menschen in dieser Stadt.“ (Ole von Beust)

 

Nicht nur die (ehemals) regierenden Bürgermeister Hamburgs schreiben den Hauptkirchen und ihren Kirchtürmen eine besondere Bedeutung für unsere Stadt zu. Auch für die meisten Bewohnerinnen und Bewohner und die Durchreisenden sind sie eine markante Größe. Der barocke Turmhelm von St. Katharinen gilt dabei als einer der schönsten Hamburgs, der Legende nach stammt das Gold für seine Krone aus dem Schatz des Piraten Klaus Störtebeker. Seit Jahrhunderten prägt der Helm die Silhouette der Stadt und ist so untrennbar mit ihr verbunden, dass er zu Hamburgs Markenzeichen gehört. Doch der Turm ist nicht nur von vielen Orten am Hafen sichtbar und für Menschen im Hafen und auf der Elbe ein vertrauter Orientierungspunkt; sondern er verweist durch sein In-den-Himmel-ragen zugleich auf ein „Mehr“ der menschlichen Existenz, auf die christliche Botschaft. Sein Fundament gründet seit über 760 Jahren fest auf Hamburgs Boden, denn der Turmschaft geht bis etwa 23 m Höhe auf den ersten Kirchbau (urkundlich 1250) zurück und ist damit das älteste aufgehende Mauerwerk Hamburgs.

 

Die Hauptkirche St. Katharinen ist ein Ort der Ruhe inmitten einer lauten Stadt.
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