Quartier

 „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir.“
Hebr 13,14

Der Begriff des Quartiers stellt für die Hauptkirche St. Katharinen eine verhältnismäßig junge Wiederentdeckung dar.
Zum Verständnis dieses Zusammenhangs ein Blick in die Geschichte: St. Katharinen wurde um 1250 mit der Erweiterung der Stadt nach Süden gegründet. Auslöser hierfür war, dass der Schiffsbau aufgrund seiner Nutzung von Feuer für die Arbeit mit Pech zur Abdichtung der Schiffe hohe Brandgefahr für die Holzbauten der Innenstadt barg. Die Schiffsbauer wichen auf die grüne Wiese des Großen Grasbrook aus, dem Gebiet der heutigen HafenCity. Daraufhin erbaute Hamburg die Katharinenkirche auf das grüne Marschland der benachbarten Insel Grimm. In den folgenden Jahrhunderten wuchs um St. Katharinen herum ein dichtes Gemeindegebiet auf den Inseln Grimm, Cremon und im Wandrahmviertel.

 

Das 19. Jahrhundert brachte eine Kehrtwende hin zur „funktionsgetrennten“ Stadt. Den Anfang machte – mit dem Beitritt Hamburgs zur Zollunion des Deutschen Reichs – der Abriss des Wandrahmviertels, das dem Bau der Speicherstadt weichen musste. Gut 20.000 Menschen verloren dabei ihre Heimstätte. St. Katharinen ihrerseits verlor gut die Hälfte ihrer Gemeindeglieder. Zugleich formte Hamburg nach dem großen Brand von 1842 seine Innenstadt vermehrt in ein Handels- und Kontorquartier um. Der Bau der Mönckebergstraße und das Chilehaus zeugen beispielhaft davon. Die Anzahl von Bewohnerinnen und Bewohnern im Herzen Hamburg fiel stetig. Die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs vernichteten vor allem im Feuersturm von 1943 weitere historische Stadtstrukturen; auch St. Katharinen wurde schwer beschädigt, die Kirche brannte achte Tage lang bei 1000 Grad.
Die Stadtentwicklung der Nachkriegszeit trieb die Vision der autogerechten Stadt voran, so wie wir sie bis heute beispielhaft an Magistralen wie der Hauptverkehrsstraße am Zollkanal, der „Ost-West-Straße“ oder der Domstraße vorfinden. Das Quartier kam St. Katharinen zunehmend abhanden, der Begriff verlor an Bedeutung. Das fehlende Element einer belebten Nachbarschaft brachte Katharinen allerdings in die Bedrängnis einer fortwährenden Diskussion darüber, ob sich die Kirche in Hamburg ein Gebäude wie St. Katharinen überhaupt noch leisten könne. Diese Diskussion fand erst ihr Ende mit dem Bau der HafenCity, der einen erneuten Paradigmenwechsel in die Wege leitete.

 

Vor der Haustür St. Katharinens entsteht in ihrem Gemeindegebiet seit der Jahrtausendwende ein komplettes neues Stadtviertel, dessen Bedeutung weit über die Grenzen Hamburgs hinausgeht und europäische, sogar weltweite Aufmerksamkeit findet. Damit kehrt das Quartier als feste Bezugsgröße St. Katharinens zurück. In der Folge hat sich die Gemeinde – auch Kraft der der großen Sanierung der Kirche von 2007 bis 2012 – wieder aktiv in die Entwicklung der Stadt eingebracht. Sie wirkt mit bei der Suche nach der Stadt mit menschlichem Maß, die imstande ist, den Geist der Katharinenkirche mit ihrer Architektur, Geschichte und Vision vom neuen Jerusalem aufzunehmen, wie der Glaskünstler Gottlieb Stockhausen sie in der Bildsprache seines Chorfenster in St. Katharinen eingelassen hat. Ganz im Sinne des Wortes aus Hebräer 13,14, das die Gemeinde anlässlich der Wiedereinweihung der Kirche von 1956 über dem Eingang der Turmhalle anbrachte: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ 

 

Die Hauptkirche St. Katharinen ist ein Ort der Ruhe inmitten einer lauten Stadt.
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