„Auf der Mauer tanzten sie den Tanz der Tänze!“ – Ausstellung zu 20 Jahren Mauerfall von Susann Stuckert

Vom 3. Oktober bis zum 9. November 2009

Freitag, 4. Oktober 2009, 11.00 Uhr
Vernissage im Anschluss eines Kantaten-Gottesdienstes

 

Montag, 26. Oktober 2009, 20.00 Uhr
Lesung Susann Stuckert liest gesammelte Texte zur Ausstellung

 

Sonntag, 8. November 2009, 11.00 Uhr
Finissage im Anschluss einer Blues-Messe

 

Die Künstlerin ist jeden Sonntag im Anschluss des Gottesdienstes von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr zum Gespräch in der Kirche.

 


 

20 Jahre friedliche Revolution -20 Jahre Fall der Mauer!

 

Schon zwei Jahrzehnte ist es her, dass Deutschland, Europa und die Welt Zeugen einer umwälzenden Veränderung wurden. Noch bis zum 9. November 1989 und darüber hinaus glaubte die Mehrheit der Menschen nicht daran, dass es wirklich geschehen könnte: das Ende des Kalten Krieges, die Auflösung der Blöcke.

 

Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der wir heute in einem vereinten Europa leben - die jetzt 20jährigen kennen die Welt nicht anders - nahm damals fast jeder die Teilung in Ost und West als gegeben an. Doch der Geist weht wo er will und blies Grenzen weg, welche die Menschen voneinander trennten. Das große Wunder und durchaus nicht selbstverständlich: die Revolution verlief friedlich. Die Lektüre der Quellen zeigt, dass die Entscheidung zwischen Gewalt und Frieden damals auf Messers Schneide stand.

 

Heute, 20 Jahre später, vergegenwärtigen die Bilder von der brutalen Unterdrückung der friedlichen Demonstrationen nach den Wahlen im Iran, wie die Geschichte auch hätte enden können. Um so größer ist die Dankbarkeit, dass das Licht brennender Kerzen, die Gebete der Menschen und die Sehnsucht nach Frieden und nach Freiheit stärker waren, als der Impuls der Machthaber, die ohnehin schon verlorene Diktatur des DDR-Regimes bis zum bitteren Ende zu verteidigen.

 

Doch was ist geblieben von der historischen Stunde der friedlichen Revolution? Sind die Mauern tatsächlich gefallen, oder haben sie sich nur neu und unsichtbar und dadurch umso unangreifbarer aufgestellt? Wer sorgt dafür, dass der revolutionäre Geist der Erneuerung dieser Tage vom Herbst 1989 nicht einschläft oder wie ein Feuerwerk verglüht, sondern seine Kraft entfaltet und unser Lebensgefühl nicht nur an den Feiertagen bestimmt, sondern auch im Alltag?

 

Aufgefordert ist da ohne Zweifel jede Bürgerin und jeder Bürger, schließlich war die friedliche Revolution ihr Verdienst: „Wir sind das Volk!", riefen sie auf den Straßen und machten ihre Forderungen damit zu einer öffentlichen Angelegenheit. Angesprochen sind aber auch die Kirchen, die damals, so zweideutig ihre Position in der DDR auch immer gewesen sein mag, eine bedeutende Rolle spielten. Sie öffneten ihre Türen, gaben der Sehnsucht nach Zivilgesellschaft Raum und boten mit ihrer Text- und Bildersprache und dem einfachen Ritual des Entzündens von Kerzen dem Protest eine Sprache, die mehr war, als ein intellektueller Diskurs im Kreuzfeuer des Kalten Krieges.

 

1989 haben die Kirchen mit ihrem Engagement ein Zeichen gesetzt und, ob gewollt oder nicht, ein großes Versprechen ausgesprochen, an dem sie sich seitdem in Deutschland und darüber hinaus messen lassen müssen. In der Ausstellung wirkt beides zusammen: die Welt vor der Revolution und die Kirche, die ihre Türen öffnet.

 

Nun ist es an den Tagen der Ausstellung bis zum 9. November 2009 zu zeigen, ob die Aktualisierung gelingt. Dafür müssten die Bilder und Objekte, die heute Geschichte sind und uns in St. Katharinen begegnen, eine Kraft entwickeln, die Sehnsucht nach Freiheit und Würde erweckt, mehr noch: müssten sich aus dieser Sehnsucht Impulse formen, die nicht nur nach innen wirken, sondern nach außen, so wie damals, als die Mauer dem drängen der Menschen nachgeben musste. St. Katharienn dankt Susann Stuckert für Ihr Werk und Engagement und blickt mit Spannung auf die Wochen der friedlichen Revolution in der Kirche.

 

Hauptkirche St. Katharinen, Hamburg | Oktober 2009

 

Die Hauptkirche St. Katharinen ist ein Ort der Ruhe inmitten einer lauten Stadt.
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