HAP Grieshabers „Totentanz“ in St. Katharinen – eine Ausstellung von Holzstöcken und Druckgrafiken

Vom 5. bis 31. März 1994

Totentanz aus Basel

 

45 Holzschnitte von HAP Grieshaber (1965), dazu die Holzstöcke, um den Entstehungsprozess zu zeigen, dazu 30 Totentanzbilder der Malschule Rissen, 2x3 m auf Nessel

 


 

(in Kombination mit einem Totentanz auf 30 in der Malschule Rissen bemalten Bettlaken)


Auf der Friedhofsmauer des Basler Dominikanerklosters sahen die Menschen des Mittelalters Toten-tanz-Bilder, einen nächtlichen Reigen schon Verstorbener, deren arme Scelen keine Ruhe finden konnten. Merian hielt diese Folge 1621 in Stichen fest, und für H. A. P. Grieshaber wurden sie zum Ausgangspunkt seiner Totentanz-Serie von 1965/66. In seinen Holzschnitten tritt der Tod unverhofft jedem Einzelnen entgegen: ob Kaiser, Papst oder Edelmann, Kaufmann, Arzt oder Denker, Narr, Blinder oder Kind, alle werden abberufen: der Papst zeigt sich ergeben, König und Tod und Cello-Spieler, beim Ritter führt der Tod den Stich mit der Lanze. Die Menschen sind in strenger Statuarik dargestellt, dem Ernst ein memento mori angemessen. Der Tod in ihr konkretes Gegenüber und führt uns unsere abgemessene Lebenszeit vor Augen.
Die Menschen des Mittelalters erlebten den plötzlichen Tod durch Krankheiten und vor allem Pestkatastrophen intensiver als heute. Anonyme HoLzschneider verbreiteten das Totentanz-Thema. Das änderte sich in der Renaissance: der Mensch konzentrierte sich auf das Diesseits und lebte nach dem Motto: „das Leben, nicht den Tod“ bedenke.
Erst in unserem Jahrhundert wird das Holzschneiden neu belebt, und die Brücke-Künstler bringen den Holzschnitt zu neuer Blüte. H. A. P Grieshaber fasziniert das Medium Holz, und der Holzschnitt wird für ihn Mitteilungsträger. Sein Werkzeug ist meist nur ein Messer, denn er versteht es, Federstahl zu schleifen und die Klinge zwischen zwei Hölzer zu nuten. Das Messer kann tiefe Einkerbungen schaffen, so daß ein Relief entsteht. Es kann aber auch zart benutzt werden; stehen gebliebene Flächen beleben geritzte Linien.
Die Serie vom „Totentanz von Basel“ umfant ca. 45 Blätter und bildet einen Höhepunkt in Grieshabers Schaffen. St. Katharinen verdankt es dem Museum für Kunst und Gewerbe, die wunderbaren, qualitätvollen Holzstöcke ausstellen zu können.
Das Thema „Tod“ wurde lange Zeit in unserer Gesellschaft tabuisiert. Der Tod ist nicht mehr so gegenwärtig wie in früheren Zeiten. Aber Kinder haben schon früh Vorstellungen vom Tode, durch Bilderbücher und Märchen. Auch Trauer und Schmerz sind ihnen nichts Fremdes. Die Malschule Rissen malt gerade ihre Könige und den Knochenmann, der von den meisten Kindern als Allegorie des Todes gewählt wurde. Es wird die andere Facette zum Thema Tod.
Zeitgleich mit dem letzten Abend „Märchen und Bibel im Gespräch“ dieses Halbjahrs über „Gevatter Tod“, wird die Ausstellung am Sonnabend, 5. März 1994, von 18 - 19.30 Uhr eröffnet. Zur Betreuung dieser äußerst wertvollen Ausstellung werden dringend Freiwillige gesucht.

 

Bibi Gündisch

 

Die Hauptkirche St. Katharinen ist ein Ort der Ruhe inmitten einer lauten Stadt.
Besucherinformationen